Versetzte Einmündungen statt Kreisverkehr
Interessantester und zweifelsohne auch gewichtigster Tagesordnungspunkt der
ersten Gemeinderatssitzung im neuen Jahr war die Beschlussfassung über die
Änderung der Planung für die kommunale Entlastungsstraße (Ortsumgehung) im
Ortsteil Mittelstreu.
Hierzu konnte Bürgermeister Stefan Ledermann auch einige interessierte Zuhörer
begrüßen, darunter die Vertreter der Bürgerinitiative "Pro Umgehungsstraße".
Die ursprüngliche Planung sah eine teilweise Neutrassierung der B 19 zwischen
Ober- und Mittelstreu im Bereich der Pflanzbeete und Einmündung der neuen Trasse
in einen Kreisverkehr etwa im Bereich des jetzigen Bolzplatzes des TSV vor.
Vom Kreisverkehr aus sollten das Sportgelände und das Wohngebiet Riethe sowie -
über eine neue Zufahrt mit neuer Brücke im Bereich des Gänserasens - auch der
Innerort angebunden werden. Ebenfalls vom Kreisel aus sollte die
Entlastungsstraße (Ortsumgehung) unmittelbar am Bahnkörper entlang in südlicher
Richtung weitergeführt und schließlich im Bereich der Zufahrt der Kreisstraße
von Frickenhausen wieder in die jetzige Trasse der B 19 einmünden.
Bis jetzt haben alle betroffenen Grundeigentümer einem Verkauf der benötigten
Grundstücksflächen zugestimmt, lediglich für zwei Geländestreifen fehlt noch die
Bereitschaft zum Verkauf.
Bürgermeister Stefan Ledermann informierte den Gemeinderat über einen
Besprechungstermin beim Straßenbauamt Schweinfurt, an dem auch die zuständigen
Vertreter des Landratsamtes Rhön-Grabfeld, der Naturschutz-Sachbearbeiter, der
Vertreter des Planungsbüros Maier (Würzburg) und der konsultierte
Landschaftsplaner teilnahmen, und erläuterte die Gründe, die nunmehr eine
neuerliche Änderung des den Bereich der Entlastungsstraße betreffenden
Abschnitts des Bebauungsplanes angezeigt erscheinen ließen. Dabei stand u. a.
auch das Problem der Sicherheit der Bewohner der Riethe im Raum, die bei der
Entlastungsstraße eine Fußgängerunter- oder -überführung wünschen.
Von besonderer Wichtigkeit ist, dass das Straßenbauamt nunmehr auf den Bau einer
neuen Straßenbrücke in den Innerort verzichtet, aber nur dann, wenn die
kommunale Entlastungsstraße auch gebaut wird. Sollte der Bau der
Entlastungsstraße scheitern, würde das Straßenbauamt im Bereich des Gänserasens
am nördlichen Dorfeingang eine komplette neue Straßenbrücke bauen und der
Verkehr würde dann weiterhin, wie bisher, mitten durch den Innerort führen.
Der Neubau einer Brücke wäre beim Scheitern der Entlastungsstraße unumgänglich,
weil die historische Nepomukbrücke aus Gründen des Denkmalschutzes nicht
verändert werden darf und dem heutigen Verkehr nicht mehr gewachsen ist. Vor
allem dann nicht, wenn später nach Fertigstellung der Autobahn die B 19 und
damit auch die enge Ortsdurchfahrt als Ausweichroute ausgewiesen würde.
Mit anderen Worten: Nur der Bau der Entlastungsstraße würde den
Durchgangsverkehr vom Innerort fernhalten.
Für die Planänderung lagen dem Gemeinderat mehrere Varianten vor. Die eine
Variante sieht die Schaffung eines Kreisels vor, allerdings nicht in Höhe des
jetzigen Bolzplatzes, sondern seitlich vom Sportplatz mit Anbindung an die
Riethe und das Sportgelände, den Innerort (über die nicht mehr für schwere
Fahrzeuge zugelassene) Nepomukbrücke und Kreiselausfahrt als Fortführung der
Ortsumgehung auf der bisher angedachten Trasse.
Etwa in Höhe des Turnerheimes soll eine Unter- oder Überführung der
Entlastungsstraße für Fußgänger und Radfahrer entstehen, die sich über den
bereits jetzt vorhandenen Steg zum Gänserasen und weiter zum Innerort fortsetzt.
Die weitere Variante verzichtet gänzlich auf einen Kreisel. Der
Innerortsanschluss sowie die Zufahrten zur Riethe und zum Sportgelände sollen
durch schlichte Einmündungen in die Entlastungsstraße ermöglicht werden, im
übrigen soll, wie oben ausgeführt, für die Bewohner der Riethe die besagte
Unter- oder -Überführung als Geh- und Radweg eingerichtet werden.
Die Varianten waren Gegenstand lebhafter Diskussion. Einige Räte gaben dem
Kreisel den Vorzug, die anderen plädierten für schlichte Einmündungen. Auch die
Meinungen über eine Über- oder Unterführung gingen auseinander. Wie überall
hatte jede Haltung etwas für sich.
Bürgermeister Stefan Ledermann gab zu bedenken, dass der Gemeinderat zwar um
seine Meinung gebeten wurde, die letzte Entscheidung aber beim Straßenbauamt
liege, das allerdings signalisiert habe, dass man sich nach Möglichkeit nach den
Vorstellungen der Gemeinde richtet.
Auf Vorschlag von Bürgermeister Ledermann beschloss der Gemeinderat zunächst
einstimmig die Änderung der bisherigen Planung.
Mit 9 : 4 Stimmen gaben dann die Räte der zweiten Variante (Anbindung durch
Einmündungen) den Vorzug und bezeichneten den "Kreisel" als die zweitbeste
Lösung.