Wanderer sind ein Aushängeschild

Der TSV Oberstreu ist 100 Jahre alt. Grund genug, auf den langen, bewegten Lebensweg des Vereines zurück zu blicken. Die Chronik ist dabei unverzichtbare Hilfe.

Am 3. Juli 1904 regte Sylvester Fiedler die Gründung eines "Turnvereins Oberstreu" an und fand schnell Gleichgesinnte, um den Wunsch in die Tat umsetzen zu können. Es wurden Satzung und Regularien festgelegt. Eine bemerkenswerte war dabei, nämlich dass ein Mitglied "unbescholten" sein musste. Vorsitzender des neuen Vereins wurde Anton Fiedler. Neben den sechs Vorstandsmitgliedern trugen sich 22 Gründungsmitglieder, darunter zwei Passive, ein. Bemerkenswert, dass bereits im gleichen Jahr Turngeräte angeschafft wurden. Das Turnen war zu dieser Zeit allerorten Hauptsportart. Um etwas Geld in die Vereinskasse zu bekommen, veranstaltete der junge Verein auch Tanzabende.

Der nächste Meilenstein war die Fahnenweihe im Juni 1907. Gefertigt wurde das Aushängeschild von den "ehrwürdigen Schwestern" in Oberstreu. Patenverein war in den Gründerjahren der Turnverein Mellrichstadt. Die Turner waren nicht nur gesellschaftlicher Mittelpunkt im Verein, sie präsentierten sich auch nach außen hin als herausragend und tauchten in Mannschafts- und Einzelwettbewerben oft in Siegerlisten auf. Als bestes Beispiel erwähnt die Chronik Sylvester Fiedler, der beim Rhön-Turnfest im Jahre 1907 auf der Wasserkuppe unter 151 Teilnehmern Rang zwölf belegte.

Bis 1927 gab es keine Protokoll-Eintragungen, aber man erinnerte sich daran, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits aktive Fußballer im Verein gab. Zudem standen Mitglieder beim Fasnachtstheater auf der Bühne.

Die Mitgliederzahl stieg auf über 100. Inzwischen war neben Turnen und Fußball eine Faustballabteilung integriert worden. Und im Wasserbecken an der "Marienbrücke" wurde das Schwimmen kurzfristig wettbewerbsfähig betrieben. Bis der zweite Weltkrieg kam. Da schwieg auch das Protokollbuch.

Erst im Jahre 1946 kam wieder Bewegung in den Turnverein. Die Wiedergründung erfolgte am 13. April. Franz Gottwalt wurde Vorsitzender des TV. Fußball, Faustball, Turnen sowie gesellschaftlichen Veranstaltungen prägten das Vereinsleben. Mit dem Ankauf einer Baracke, die von Oberelsbach nach Oberstreu umgesetzt wurde, war der Grundstein für eine eigene Halle gelegt. 1949 wurde das Heim des Turnvereins festlich übergeben. Im Jahre 1961 ging das Objekt in den Besitz des Vereins über, bis dahin gehörte es der Gemeinde, die beim Kauf finanziell eingesprungen war.

1949 wurde eine Damen-Turnriege gegründet und die Turner trumpften insgesamt wieder auf. Im Herbst 1954 wurde der in Eigenregie sanierte Sportplatz wieder übergeben, er wurde auf "Jahn-Platz" getauft. Eingebunden in die Anlage war auch die Errichtung eines "Jahn-Denkmals". Die Ausrichtung des Gauturnfestes zum 50-jährigen Bestehen des Vereines, der sich nun Turn- und Sportverein nannte, war ein großer Höhepunkt im Leben des Jubilars.

Die Halle wurde unterkellert und der Sportplatz um einen Bolzplatz erweitert. 1978 wurde die alte Halle abgerissen und mit dem Bau der großzügig angelegten Mehrzweckhalle begonnen. Vereinsvorsitzender war damals Stefan Ledermann, heute Bürgermeister der Gemeinde. Am 19. September 1981 wurde der Neubau übergeben. Damen-Gymnastik, eine Volleyball- und eine Basketballabteilung sorgten weiter für Aufschwung.

Zu Beginn der 80er Jahre kamen die Fußballer positiv ins Gespräch, mit Aufstiegen bis in die Bezirksliga und einem knappen Scheitern beim Aufstieg in die Bezirksoberliga 1993. Leichtathletik und vor allem das Wandern wurden inzwischen zu Stützen im TSV. Gerade die Wanderer wurden mit zahlreichen Titeln zu einem Aushängeschild. Trotz guter Nachwuchsarbeit mussten die Fußballer Ende der 90er Jahre ihren Spielbetrieb einstellen. Nach zweijähriger Pause gab es den erhofften guten Einstieg in der A-Klasse Rhön-Grabfeld. Jetzt im Jubiläumsjahr schickt man sich an, zumindest Rang zwei zu erreichen. Er würde zur Aufstiegsrelegation in die Kreisklasse berechtigen.

Dies lässt der Verein am heutigen Freitag Revue passieren, wenn er ab 20 Uhr zum Festkommers in die Mehrzweckhalle einlädt. Schirmherr ist Landrat Thomas Habermann. Mit dabei sind Bürgermeister Stefan Ledermann, Rudolf Grein, der Bezirksvorsitzende im Bayerischen Landes-Sport-Verband, und Karl Katzenberger, der Kreisvorsitzende im BLSV, sowie Wilfried Dombrowski, Vorsitzender im Turngau Rhön-Saale.

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