Ein beispielloser Akt der Ignoranz"
Als beispiellosen Akt der Ignoranz bewertet der Bund Naturschutz den aktuellen
Beschluss des Kreistages von Rhön-Grabfeld in der Sitzung am Montag, mit dem er
vorbehaltlos dem Antrag der Gemeinde Oberstreu zur Verkleinerung des
Landschafts-schutzgebietes "Bayerische Rhön" im Bereich der laut Bund
Naturschutz "nach wie vor höchst umstrittenen Ortsumfahrung Mittelstreu"
zugestimmt hat.
"Dieser Beschluss ist ein unverantwortlicher Freifahrschein für eine völlig
unsinnige Naturzerstörung", kritisierte Helmut Schultheiß, der Regionalreferent
des Bundes Naturschutz, in einer Pressemitteilung.
Mit diesem Beschluss setzen sich die Kreistagsmitglieder darüber hinweg, dass
das betroffene Gebiet mittlerweile offiziell als FFH-Gebiet nach Brüssel
gemeldet worden ist und ihm damit auch die bayerischen Behörden eine überragende
ökologische Bedeutung bescheinigt haben, schreibt der BN-Regionalreferent
weiter.
Nach den Worten von Helmut Schultheiß verschließen die Kreistagsmitglieder auch
die Augen davor, dass die erst auf Protest des BN überarbeitete
FFH-Verträglichkeitsprüfung noch immer nicht den rechtlichen Anforderungen
entspreche und somit noch lange nicht geklärt sei, ob die geplante Ortsumfahrung
überhaupt genehmigt werden darf.
"Eklatante Verfahrensfehler"
Ob der Kreistagsbeschluss einer juristischen Überprüfung überhaupt standhält,
wird vom Bund Naturschutz schon deshalb bezweifelt, weil es im
Anhörungsverfahren eklatante Verfahrensfehler gegeben und beispielsweise der
Bund Naturschutz erst die falschen Unterlagen und erst wenige Tage vor Ende der
Einspruchsfrist weitere Unterlagen erhalten habe. Die aber, so der
BN-Regionalreferent, seien unvollständig gewesen und hätten keine Angaben zu den
Auswirkungen der beantragten Verkleinerung des Landschaftsschutzgebietes
enthalten.
"Unter politischem Druck"
Wie Helmut Schultheiß ausführt, habe das Landratsamt offensichtlich unter
derartigem politischen Druck gestanden, dass "dort nicht einmal genügend Zeit
für ein ordnungsgemäßes Anhörungsverfahren war".
Für den Bund Naturschutz sei dies ein deutliches Indiz dafür, dass dieses
politische Prestigeprojekt wider alle Vernunft auf Biegen und Brechen
durchgesetzt werden soll.
Spätestens seit Eröffnung der A 71 gibt es nach Angaben des
BN-Regionalreferenten dafür keine stichhaltige Rechtfertigung mehr, da der
Lkw-Fernverkehr durch Mittelstreu deutlich zurückgegangen ist.
Der Bund Naturschutz nimmt dies zum Anlass, erneut die Erstellung einer
umfassenden Verkehrsuntersuchung für die Ortsdurchfahrt von Mittelstreu und eine
substanzielle Überarbeitung der FFH-Verträglichkeitsprüfung zu fordern.
Nur so könne verhindert werden, dass auf längst überholter Datengrundlage eine
Ortsumfahrung genehmigt wird, die zur Entlastung der Ortsdurchfahrt von
Mittelstreu weder sinnvoll noch notwendig sei, stellt Helmut Schultheiß fest.
Vielmehr führe eine Ortsumfahrung Mittelstreu zu einer unverantwortlichen
Steuergeldverschwendung und einer nicht wieder gutzumachenden Naturzerstörung.