Presse 11.07

592 Fahrzeuge in einer Stunde notiert
 
Die geplante Entlastungsstraße in Mittelstreu ist umstritten. Die Befürworter der Umgehungsstraße auf der einen und Naturfreunde auf der anderen Seite bewerten das Projekt äußerst unterschiedlich. Der Rentner Rudolf Pagel hat sich nun die Mühe gemacht, das Verkehrsaufkommen auf der B 19 durch Mittelstreu zu zählen.
 
In Mittelstreu tun sich zwei Lager auf: Die Entlastungsstraße-Befürworter weisen auf die baulichen Folgen hin, die ein Scheitern des Bau-Projektes nach sich ziehen würde. Die historische Nepomuk-Brücke ist laut Bürgermeister Stefan Ledermann den Belastungen durch den Verkehr nicht mehr gewachsen, der Durchgangsverkehr durch die Ortsmitte für die Bürger eine große Belastung. Außerdem diene die B 19 als Ausweichstrecke, wenn die A 71 beispielsweise aufgrund eines Unfalls gesperrt wird.

 

Die Naturfreunde, allen voran der Bund Naturschutz, sind dagegen der Meinung, dass die geplante Entlastungsstraße seit Öffnung der Autobahn nicht mehr benötigt wird. Der Verkehr durch Mittelstreu hat laut Helmut Schultheiß, Regionalreferent des Bund Naturschutz in Bayern, seither deutlich abgenommen. Für die Naturfreunde ist der geplante Straßenbau nicht nur eine Natur- und Landschaftszerstörung, sondern auch eine Verschwendung öffentlicher Gelder.

Die unmittelbaren Anlieger sehen das anders. Rudolf Pagel, an dessen Anwesen der Verkehr direkt vorbei fließt, hat sich zu einer privaten Verkehrszählung entschlossen, "um auf die Notwendigkeit der Ortsumgehung hinzuweisen". Der 62-jährige Rentner wohnt am südlichen Ortsausgang von Mittelstreu. Sein Haus steht an der B 19 praktisch zwischen zwei Kurven. Dort sind, wie er sagt, die Motorgeräusche besonders laut. Hier müsse oft geschaltet werden. Bei schweren Fahrzeugen, die mit den Rädern auf die gepflasterten Rand-Bankette kommen, gebe es dröhnende Rollgeräusche. Und bei manchen Lastzügen scheppere die Ladung - eine Lärmbelästigung, der Pagel täglich ausgesetzt ist.

Den Verkehr auf der B 19 vor seinem Anwesen hat Rudolf Pagel in den vergangenen Wochen mehrmals gezählt und die Ergebnisse in Strichlisten festgehalten.

Am Dienstag, 13. Juni, durchfuhren in der Zeit von 10 bis 1045 Uhr insgesamt 95 Lastwagen und 310 Autos die Ortschaft. Die nächste Zählung erfolgte am Freitag, 16. Juni, in der Zeit von 14 bis 15 Uhr. Hier wurden 94 Lkws und 382 Pkws registriert.

Am Montag, 3. Juli, zählte Rudolf Pagel zweimal. Von 1215 bis 1315 Uhr notierte er 72 Lkws und 361 Autos auf seiner Liste und von 16 bis 17 Uhr nochmals 61 Lkws und 531 Pkws.

Nach Pagels Beobachtungen, die auch andere Anlieger bestätigen, nahm mit der Eröffnung der A 71 der Verkehr im Ort ab. "Vielleicht wollten die Leute die neue Autobahn kennen lernen", mutmaßt der Rentner. Das habe sich aber zwischenzeitlich wieder geändert. Der Regionalverkehr und damit auch der Innerortsverkehr auf der B 19 habe wieder merklich zugenommen. Die Verkehrsteilnehmer, vor allem Pendler, suchen sich wohl die kürzeste und kostengünstigste Anfahrtsmöglichkeit aus, vermutet er.

Rudolf Pagel hält den Bau der Umgehungsstraße für unerlässlich. Und wettert gegen die Bau-Gegner. Die Streitfrage wird bleiben, bis die Regierung von Unterfranken, der die Unterlagen zur Prüfung vorliegen, die Weichen für oder gegen den Straßenbau stellt.

Private Verkehrszählung: Rentner Rudolf Pagel hat in den vergangenen Wochen Lastwagen und Autos gezählt, die an seinem Anwesen vorbei auf der B 19 durch Mittelstreu fahren.
592 Fahrzeuge in einer Stunde notiert.

 


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