Lernen als Rudern gegen den Strom
Eine kleine, aber feine Runde hatte sich zusammen gefunden, um Stephanie Urban
als neue Schulleiterin der Grundschule Oberstreu willkommen zu heißen. Auch wenn
die engagierte Pädagogin nicht neu ist in der Einrichtung, kam sie doch auf
Initiative des Schulamtsdirektors Bruno Niedermeier schon zu Beginn dieses
Schuljahres hierher.
Ihre Entscheidung für die Stelle freue ihn besonders, da Stephanie Urban kein "Rhöner
Gewächs" sei und sich trotz der anfänglichen Abneigung gegen die "sibirische
Rhön" heute hier heimisch fühlt.
Anfang Januar 1968 geboren, kam die Bambergerin nach Abschluss der Seminarzeit
im September 1995 an die Volksschule Fladungen. Nicht allein allerdings, sondern
mit ihrer Zwillingsschwester Sabina im Schlepptau, die noch heute in Bayerns
nördlichster Stadt unterrichtet. Die Entscheidung für die Rhön sei letztlich mit
dem gemeinsamen Hausbau im Jahr 2000 gefallen.
Ihr Gastspiel im Jahr 2003 als so genannte "mobile Reserve" an der Grundschule
Mellrichstadt beschrieb der Schulamtsdirektor in seiner Laudatio als sehr kurz.
Denn schon im Herbst des gleichen Jahres ging die junge Frau auf Wunsch der
Vorgesetzten an die Ostheimer Hauptschule und beendete dort den Lehrer-Notstand
wegen zugezogener Schüler und der daraus resultierenden Klassen-Teilung.
Vor Ideen sprudelnd und die Schüler motivierend, meisterte sie auch den
Unterricht von Nicht-Grundschülern, was sich nach Aussagen Niedermeiers einige
ihrer Kollegen zuvor nicht zugetraut hatten. Die Ostheimer ließen Stephanie
Urban auch wegen ihres Engagements für die Schüler nur ungern ziehen, als sie
zum August 2004 nach Oberstreu versetzt wurde.
Auch hier beendete sie einen Notstand: Seit gut eineinhalb Jahren, so wusste
Bürgermeister Stefan Ledermann, "waren wir auf der Suche nach einer neuen
Schulleitung". Nach mehrfach erfolgloser Stellenausschreibung seien alle
Beteiligten froh gewesen, als die Interimszeit vorüber war.
Dass Stephanie Urban als Schulleiterin einer so kleinen Schule weiterhin in
erster Linie Klassenleiterin und Lehrerin bleibt, machte Bruno Niedermeier noch
einmal deutlich. In die rechtlichen Grundlagen wird sich die neue Schulleiterin
bei Weiterbildungen einarbeiten.
Bei der Bewältigung ihrer neuen Aufgaben, da kann sie sich sicher sein, hat
Stephanie Urban die volle Unterstützung ihrer Kollegen wie auch des
Elternbeirates. Marianne Leifer und Alexander Reuß jedenfalls versicherten ihr
dies noch einmal in ihren Grußworten und waren einhelliger Überzeugung, dass
auch in Zukunft die Zusammenarbeit harmonisch und fruchtbar sein wird.
Stephanie Urban bezeichnete ihr neues Amt als einen entscheidenden Schritt in
ihrem beruflichen Werdegang. Froh, 1993 nicht allein die Reise in die Rhön
antreten zu müssen, habe sie den Rhöner Menschenschlag inzwischen als "hart,
aber herzlich" kennen und schätzen gelernt.
Schüler zum lebenslangen Lernen zu animieren und sie auf einem Stück ihres Weges
zu begleiten, darin sieht die Schulleiterin ihre Aufgabe. Denn: "Lernen ist wie
Rudern gegen den Strom. Wenn man aufhört, treibt man zurück". Mit dieser alten
Weisheit beendete sie ihre Ausführungen und richtete ihren Dank noch einmal an
die Schüler, die ein literarisch-musikalisches Programm zur Umrahmung der
Feierstunde einstudiert hatten und mit ihren Vorträgen für Kurzweil sorgten.