Dorfchronik
Die Bildstöcke
I. Der sogenannte Franzosenbildstock
Er steht am Nordausgang des Dorfes. Nach dem Buch "Kunstdenkmäler Unterfrankens"
ist er einer der orginellsten dieser Art in Deutschland.
Der Fuß ist romanisch und besteht aus vier Knotensäulen, die im untercn Teil mit
verschlungenem Flechtwerk versehen sind. Die Wulstkapitelle haben
Diamantverzierung. Das kubische Gehäuse trägt ein Zinnenfries und 4 Reliefs, die
in quadratischer Nische vorne die Kreuzigung, in kleeblattbogiger Nische rechts
die Madonna, rückwärts den Schmerzensmann mit Stifterfiguren und links die hl.
Katharina zeigen.
Um die vordere Nische ist in spätgotischen Minuskeln die Schrif zu lesen: "Anno
domi 1448 misere nostri omnipotens deus - hoc opus perfekt conradus multerer
pure propter Deum - sancto Virgo Katharine ora pro me misero pecatore". (Erbarme
sich unser der allmächtige Gott. Dies Werk hat vollendet Konrad Multerer wegen
Gott.Heilige Jungfrau Katharina bitte für uns arme Sünder).
Der gotische Aufsatz ist etwa 150 Jahre später, im Jahre 1591, angefertigt. Er
ist als Deckel des hohlen Gehäuses gebildet und endet in 3 Fialen mit
Kreuzblumen. Dic Höhe des Bildstockes ist 2,70 m.
Er stand ehemals "näher am Dorf". Beim Straßenbau wurde er 1796 an den heutigen
Platz versetzt. Dabei sind im Hohlgehäuse Urkunden ge
funden worden,die, wie Pf.Müller schreibt, unter dem dortigen Schultheiß
verschwanden.
Es ist wenig, was vom Chronisten Müller über dieses altehrwürdige, prachtvolle
Denkmal aus der Geschichte des Dorfes wissen.
Eine andere Quelle gibt es nicht.
In dem Bistumsblatt vom 19. Februar 1967 ist
der Franzosenbildstock, wie so oft in Zeitschriften, abgebildet und einiges
Interessantes über ihn gesagt, besonders über die etwaige Herkunft seiner
eigenartigen Form:
"Ein spätgotisches Bildhäuschen wird von einem seltsam gearbeiteten
Schaft getragen: 4 runde Säulen, die im oberen Teil verknotet sind und im
unteren Teil durch Schlingbänder, die an germanische Ornamentc erinnern,
zusammengehalten werden.
Viele Beziehungen hat man in diese Knoten und Bänder hineingedeutet. Die
geläufigste Auskunft: Die den Menschen gefährdenden Dämonen sollten damit
gebunden werden und zugleich andere Gefahren abschrecken."
Der Gedanke liegt nahe, daß für die Form dieses Säulenschaftes 2 zur frühen
Geschichte des Würzburger Domes gehörende Säulen Pate gestanden haben. Die eine
davon, 4 Säulen zweimal geknotet - genau wie dies - trägt den Namen "Booz".
Nachdem die Ortsgeschichte so eng mit der Geschichte des Hochstiftes Würzburg
verbunden ist, kann man annehmen, daß der Künstler, derden Bildstock geschaffen,
sich die Idee dazu aus dem Würzburger Dom geholt hat. Solche Knotensäulen haben
wir auch in der Staufischen Kaiserpfalz in Wimpfen am Neckar gesehen - 8
gebundene Säulchen.(anläßlich einer Schulfahrt der Oberklasse nach Bad Wimpfen
und dem Salzbergwerk Friedrichshall)
Das Sonntagsblatt schreibt weiter:
"Weiter finden wir diese Knotensäulen im oberhessischen Schloß Büdingen, auch an
Kirchenportalen und Turmkantcn sind solche Formen anzutreffen, oft mit
Tiermotiven verknüpft.
Eindeutig lassen sich 'diese Zeichen wohl nicht mehr klären. Viele Traditionen
fließen in diesen Formgebilden zusammen. Sie reichen zurück ins alte Testament,
in die Berichte über den Tempelbau, etruskische Herrschersymbole, römische und
germanische Traditionen, der Zauberknoten und Handwerkstechniken spielen eine
Rolle".
2. Das Straßenaltärchen an der "alten Schule" in der Pfarrgasse
Unter der Fachwerkgiebelseite steht ein einfacher Straßenaltar. Bei der
Fronlaichnamsprozession ist er einer der 4 Altäre. Er enthält eine prächtige
Rokokomadonna aus Holz. Eine jugendlich anmutige Mutter Maria,
mit einer schweren Goldkrone auf dem zarten Kopf, trägt auf dem linken Arm ihr
Jesuskind und hält in der rechten Hand das Zepter. Die Gottesmutter sitzt auf
einem Thron aus Puttenköpfchen. Man könnte sich denken, daß die Figur, eine
außerordentlich gute Bildhauerarbeit, einmal in einem Gotteshaus gestanden ist.
(vielleicht in der Peterskirche im Mönchshof?)
3. Das Marienbild über der Pforte des Hoftores am Hause Nr.114 in der
Pfarrgasse
Zum Hofe des Anwesens führt ein großes Giebeltor mit einm schö nen
Madonnengemälde über dem profilierten Pförtchen mit der Jahreszahl 1788. Die
Geschichte dieses Bildes hat die Besitzerin Frau Justilia Ledermann selbst
aufgeschrieben:
"Um die Zeit, als Dr.Reder (Erinnerungskreuz bei Bad Neustadt) in Mellrichstadt
Arzt war, (um 1817) würde das Haus Nr. 114 von 2 ledigen Frauenspersonen
bewohnt. Die eine bekam eine schlimme Hand, die sich trotz ärztlicher Behandlung
derart verschlechterte, daß eine Anyuiation für nötig gehalten wurde. In ihrcr
Angst vor der Operation und im Vertrauen auf Maria, die Helferin in schwerer
Not, versprachcn die beiden Frauen, ein Marienbild über ihrer Pforte anbringen
zu lassen und eine 9 tägige Andacht zur Mutter Gottes von der immerwährenden
Hilfe.
Als am nächsten Tage der Arzt kam, um die Hand abzunehmen, säh diese soviel
besser aus, daß selbst der Arzt sich wunderte. Die Patientin konnte in kurzer
Zeit ihrer Arbeit in der Landwirtschaft wieder nachgehen. Infolge finanzieller
Schwierigkeiten wurde das Gelübde mit dem Bild nicht sofort erfüllt. Bei der
Kohlrabiernte im Herbst ernteten die beiden Frauen eine Frucht, genau geformt
wie eine Hand. Sie hielten das für einen Fingerzeig Gottes und ließen sofort das
Bild malen. Von welchem Meister es ist, ist mir nicht bekannt. Ich schreibe dies
so, wie es mir meine Großmutter erzählt hat".
1937 wurdc das Bild von Manger, Bad Neustadt, renoviert. (150 M)
4. Der Bildstock an der Straße zum Grafenberg
Er steht der Sage nach an der Stelle, wo einer der Führer in der Schlacht am
Grafenberg, Graf Poppo von Henneberg, am 7. August 1078 gefallen sein soll. Nach
der Volksmeinung ist er ein Gedenkstein für ihn. Das ist aber unmöglich, weil ja
der Bildstock aus dem 17. Jahrhundert stammt. Außerdem war der Henneberger nicht
gefallen, sondern schwer verwundet und ist auf dem Transport nach Hause, in
seine Henneburg, gegenüber der Schneidmühle Werner in Mellrichstadt, an der
Stockheimer Straße, gestorben. Das war der Anlaß zum Bau der Kapelle an jener
Stelle.
Für die Errichtung des Bildstockes könnte man sich folgende Erklärung denken:
In der Pfarrmatrikel hat man, diese 2 Einträge gefunden:
"den 31. Mai 1605 stirbt eines gewaltsamen Todes Balthasar Meißel,
(Muckenmüller)".
Aus dem 17.Jahrhundert stammt die Pietadarstellung über Fürstbibischof Echters
Wappen, die 1723 wohl renoviert wurde und bei der Sägemühle in Oberstreu zu
finden ist. St. Petrus und St, Andreas zieren die Schmalseiten des
Pietabildstockes.
"den 31. Februar 1606 stürzt sich der Mönchshofsbauer Paul Klein von einer
Treppc zu Tode".
Beid Verunlückten waren verschwägert. Innerhalb eines Jahres starben sie eines
plötzlichen Todes. Vielleicht war in den folgenden Jahren kein tüchtiger
Sicinmetz in der Gegend, dem man den Bildstock hätte anvertrauen können oder es
fehlte das Geld. 10 Jahre später begann der 30 jährigc Krieg. Da war an solche
Dinge gar nicht zu denken. Es wäre also glaubhaft, daß die Nachkommen der beiden
Familien Meißel und Klein, wenn auch erst 100 Jahre später diesen Bildstock
errichten ließen.
Die Bschreibung: Auf einem Mühlstein als Sockel steht eine viercckige
Sandsteinsäule mit dem Wappen des damaligen regierenden Fürstbischofs Julius
Echter, 1573 - 1617. 1723 ist wohl das Jahr der Renovierung. Darauf sizt cin
Reliefhäuschen. Eine Halbkreismuschel mit einer Kugel rechts und links krönt den
Bildstock. Die Reliefs zeigen vorne die schmrzhafte Mutter Gottes, rechts den
hl. Andreas mit dem Malkreuz (der Patron der Pfarrkirche), links den hl. Petrus
mit dem Himmelsschlüssel (Patron der ehemaligcn Peterskirche). Unter diesem Bild
ist ein Wappen mit einem Pferd. Darunter steht: "Kilian Klein hat an diesem Werk
zwei = v -- EDENGEB" (das EDEN könnte Gulden heissen. Unter dem Bild des hl.
Andreas ist ein Schildchen mit den Buchstaben E M. Es könnten die Initialen des
Künstlers sein. Darunter ist zu lesen: ENNNERS MEISSEL HAT AN DIESEM WERK - - -
- - geben.
Die Aufschrift auf dem Querbalken des Kreuzes lautet: "Ruhest du hie Herr Jesu
Christ Der du mein Gott und Herr bist", unter der Pieta: ---~--weine
- - - - - - zu Oberstrey. Mehr ist nicht zu entziffern. Und unter dem
fürstbischöflichen Wappen steht: "Ja, hier Ruhet Christus, Dod und matt, der
dich und die Welt erschaffen hat".
5. Der Bildstock am Friedhof
Auf einem viereckigen Sockel erhebt sich eine Rundsäule aus grünem Sandstein mit
der Jahreszahl 1576, darauf ein Aufsatz aus starkverwittertem gelben Sandstein
aus dem Jahre 1763. Den Bildstock krönt eine Barockmuschel aus Muschelkalk. Der
Bildstock wurde einmal wahrscheinlich aus Teilen verschiedener Bildstöcke
zusammengesetzt. Die Reliefs sind .fast ganz dem Wetter zum Opfer gefallen, die
Figuren sind nur noch ganz schwach zu sehen. Wahrscheinlich sind es der
auferstandene Heiland, die hl. Veronika mit dem Schweißtuch und die hl.
Katharina mit Kopf und Rad vor den Füßen. Die Umschrift verrät den Namen des
Stifters, Georgius Streidt und die Buchstaben H D S . Dieselben stehen auch auf
einem Stein, der in der Giebelwand des Hauses am Friedhof (Kühnel) eingenauert
ist:
H D S 16 90 St. G. WIGW.
6. Die Madonna auf der Marienbrücke
Die Mutter Gottes mit dem Kind stammt aus dem Jahre 1828. Ihre Bezeichnung
lautet: "St. Maria Weiher". In Entwurf und Ausführung ist sie eine
Meisterarbeit. In ihrer barockenen, strahlenden Schönheit und ihrer
liebenswürdigen Majestät könnte sie für jede große Kirche eine Zierde sein.
Die Vorderseite des Sockels, eine Sandsteinplatte mit der Inschrift: O Maria,
ohne Sünd empfangen, Du unsere Zuflucht, bitt für uns., ist um die ]ahrhundertwende
entstanden.
Auf der neuen Aubrücke sollte eine lebensgroße Statue des hl. An
dreas errichtet werden. Bildhauer Halbig machte den Etwurf. Die Ausführung
scheiterte an den Kosten.
Die Figur des hl. Nepomuk auf der alten Streubrücke stammt aus dem Jahre 1714.
Im Jahre 1968 wurde sie recht wirkungsvoll in der Mitte der neuen Streubrücke
aufgestellt.
7. Der Wendelinusbildstock auf der Höhe des Arnsauges
Im Jahre 1952 waren die Arbeiten der Flurbereinigung in der Hauptsache
abgeschlossen. Zum Danke dafür, daß in diesen 2 1/2 Jahren kein Unfall geschehen
war, wurde durch die Initiative des Vorarbeiters Viktor Stäblein aus Brüchs kurz
untcr der Höhe des Arnsauges ein Bildstock des hl. Wendelin errichtet. 100M hat
Herr Stäblein aus eigener Tasche dafür gegeben, das übrige durch eine "von Haus
zu Haus Sammlung" zusammengebracht. Der große Platz um den Bildstock ist mit
Basaltsteinen von der Hochrhön abgesteckt.
8. Andere Bildstöcke in der Flur
Im Sommer 1953 hat Geistlicher Rat Stöger, der verstorbene Ortspfarrer, am hl.
Weg im "langen Rain" ein geschnitztes Bildnis des hl. Bruders Konrad, in der
Schwedenwende ein Hochrelief der Gottesmutter mit dem Kind am Waldrand, Ecke
Frickenhäuser - Panzerstraße. eine Statue des hl. Franziskus und an der
Wegkreuzung in der Waldabteilung (Raselein) einen Christus am Kreuz aufstellen
lassen. Alle Bildstöcke bestehen aus einer eichenen Rundsäule mit einem Gehäuse
für die Heiligenfigur.Die Holzfigur des Bruder Konrad, eine wertvolle Arbeit des
Würzburgcr Künstlers Sonnleitner, war mit den Jahren in dem schadhaften Gehäuse
arg gerissen und mußte herausgenommen werden. Heute ist sie neu gefaßt und steht
in der Pfarrkirche, wo sie auch hingehört.
9. Kreuze in der Gemarkung
1) eim Mönchshof stand einst ein hohes Kreuz. In der Gemeinderechnung des Jahres
1809 habe ich darüber gelesen; daß es erneuert wurde. 30 junge Burschen
erhielten für dessen Aufrichtung 2 fl., 2 Pf., 7 Pf. = 8,39 M.
Das war viel Geld damals, wenn wir bedenken, daß ein Pferd 12 - 15 fl. kostete,
eine Kuh 5 fl. - 10 M, ein Morgen Ackerland 2 - 12 fl., ein Haus 60 - 70 fl.
Allerdings galten diese Preise für 1660, also kurz nach dem 30 jährigen Krieg.
2) Das Kreuz auf dem Bieberhügel hat 1953 Johann Reß errichten lassen.
3) Das Kreuz auf dem Kolmberg stammt aus dem
Jahre 1903.
4) Das Friedhofskreuz trägt die Jahreszahl 1876.