Dorfchronik
26.07.2009
1. Die Michel Mock´sche Krankenstiftung
Der ledige Bauer Michel Mock, Haus Nr. 32 setzte mit seinem Testament vom
16.Juni 1890 die Kirche von Oberstreu als Alleinerbin ein. Sie hatte die
Verpflichtung
an 28 Personen Legate auszuzahlen. Der staatlich genehmigten
Krankenpflegestiftung verblieb der Betrag von 24 000 M.
Mellrichstadt, 7.November 1892
Kgl.Amtsgericht
Mellrichstadt
Betreff
Mock Michael, ledig, Landwirt
in Oberstreu
Verlassenschaft
Sie werden beauftragt, die an den Rücklaß des verstorbenen Michael Mock in
Oberstreu angelegten Siegel nach Konstatierung der Unverletzlichkeit unter
Zuziehung der drei Testamentsexecutoren Johann Hilarius Schirber, Eugen Erhard
und Caspar Blum abzunehmen und den Rücklaß den genannten Testamentexekutoren zu
überweisen.
Weiter werden sie beauftragt, mit den genannten Testamentexcutoren unter
Zuziehung vereidigter Schutzmänner baldigst ein genaues Inventar über den
Rückfluß der Rubrikaten zu errichten und anher vorzulegen.
Kgl.Amtsrichter
gez.Grattenhaler
Mellrichstadt, 5.März 1894
Kgl.Bezirksamt
Mellrichstadt
Betreff:
Verlassenschaft des Bauern
Michael Mock in Oberstreu, hier
Vermächtnis für die dortige Armenpflege
Zwischen der bezirksamtlichen Verfügung vom August 1893, Nr.1690, hat auch der
Gemeindeausschuß mit Beschluß vom 6.August 1893 sich für die Annahme des
Mock´schen Vermächtnisses von 4 000 M an die
Armenkasse in Oberstreu erklärt und wird nunmehr dieses nach Bericht om
2.September 1893 bereits im Februar durch Übergabe von 4 bayr.
Eisenbahnahnlehns Obligationen in Nennwert zu je 1 000M vollzogene Vermächtnis
gemäß Art.69 Abs1. der Gemeindeordnung vom 29.April 1869 als Zustiftung zum
Lokalarmenfonde in Oberstreu bestätigt.
Nach den Stiftungbestimmungen im Testamente des Michael Mock vom 16.Juni 1890
sind die Zinsen des Stammkapitals von 4000 M jeweils sogleich beim Anfallen in
die Sparkasse zur vorübergehenden
rentierlichen Anlage zu geben und so gut zu erheben, daß solche 8 Tage vor der
Erstkommunion durch den Armenpflegschaftsrat an bedürftige Erstkommunikanten
zu deren Kleidung verwendet werden können. Der aus der Anlage der Hauptzinsen
bei der Sparkasse (hier ist wohl die Distrikstsparkasse Mellrichstadt gemeint),
sich ergebenden Zinsen sind zu adnasieren, bis auf ihren Betrag von 30 M
erreicht ist und dann ebenfalls für Bekleidung armer oder Geringbemittelter
Erstkommunikanten,
insoweit die adnasierten Zinsen über 30 M hinausgehen, zu einem anderen guten
Zweck zu verwenden. Bei letzterer Bestimmung hat wohl der Stifter daran gedacht,
daß auch die adnasierten Zinsen bei Erreichung der Summe von 30 M nicht sofort,
sondern im betreffenden Jahre erst etwa 8 Tage vor der Erstkommunion erhoben
werden sollen und demnach 30 M immerhin etwas übersteigen können.
Die Verwendung der Hauptzinsen aus dem Kapital von 4000 M werden sonach gegen
Ostern heurigen Jahres erstmals zu bestätigen sein. Die Verrechnung ist erstmals
gesondert in den Rechnungen des Armenfondes pro 1893 und der Armenkasse pro 1894
oder etwa schon im vorigen Jahre eine Verwendung für Erstkommunikanten
statgefunden
hätte, in der Rechnung der Armenkasse pro 1893 auszuweisen. Die betreffenden
Rechnungen haben jedes Mal in der Vorbemerkung die Stiftungsbestimmungen kurz
anzuführen.
Der kgl. Bezirksamtman
gez.Gößmann
An
die Gemeindeverwaltung
von
Oberstreu
Der Stifter bestimmte, daß sein Anwesen Nr.32 mit Keller, Holzlege und Garten
für2 barmherzige Schwestern aus der Kongregation vom göttlichen Erlöser zu
Würzburg sein soll, "daß die Kranken und Kindbetterinnen von Oberstreu
unentgeltlich zu warten und zu pflegen seien, ohne Ausnahme, ob arm ob reich".
Er kaufte das Nachbarhaus Nr.34 dazu, ließ es niederreißen und konnte dadurch
den Garten vergrößern.
Das Testament bestimmte weiter:"Die Töchter des göttlichen Erlösers erhalten aus
dieser Stiftung jährlich von dem Grundstock, nämlich aus den Jahreszinsen für
Kost, Lohn, Holz, Licht und Hausgeräte zusammen 700 M. Was zur
Wohnungseinrichtung noch fehlt, wird aus der Stiftung beschafft. Außerdem
erhalten die
Schwestern aus den anfallenden Zinsen noch 20 M jährlich für Suppenabgaben an
kranke Personen und weiter 10 M für Taglöhner und Helfer im Garten.
Nachdem in der Inflation 1922 das Stiftungskapital verfallen war, wird seit
dieser Zeit der unterhalt der Krankenschwestern alljährlich durch eine
Haussammlung aufgebracht. Diese ergab:
1960 --- 1 227 M
1961 --- 1 512 M
1962 --- 1 427 M
1963 --- 1 596 M
1964 --- 1 804 M
1965 --- 2 121 M
1966 --- 2 155 M
1967 --- 2 642 M
1968 --- 2 710 M
1969 --- 2 909 M
1970 --- 3 030 M
Von diesem Geld muß die Gemeinde dem Mütterhaus für die
Schwestern vierteljährlich 600 M zahlen.
Die Gemeinde unterhält das Haus (großzügige Renovierung 1970) und gibt für
Verbandzeug, vorbeugende Arzneien einen Zuschuß und beschafft die nötigen
Heilgeräte.
Der Stifter verfügt weiter, daß die Zinsen, die übrig bleiben, wieder zu einem
Kapital angelegt werden sollen, auch Zuschüsse von dritten Personen sollen
zugelassen werden. Wenn es einmal entsprechend angewachsen ist, soll ein neues
Haus gebaut werden, in dem alte, kranke Personen und solche, die kein
Obdach finden, aufgenommen werden können. Es war also an den Bau eines
Pfründerheims gedacht. Die Inflation hat auch diesen Plan zerschlagen.
2.Die Michel Mock´sche Kommunikantenstiftung
Zu den 24 000 M bestimmt der Testamentar noch 4 000 M als Kapital, aus dessen
Zinsen armen kommunikanten, ausgewählt durch den Armenpflegschaftsrat, ihre
kleidung erhalten sollen. Die Beiträge sollen 8 Tage vor dem weißen Sonntag
ausgezahlt werden.
Von seinen eigenen Kleidungsstücken sagt das Testament, daß sie nach seinem Tode
öffentlich versteigert werden und der gelöste Betrag unter die Ortsarmen
verteilt werden soll.
Nach jedem Gottesdienst, der alljährlich für den Erblaser und seine Eltern
abgehalten wird, sollen an die Schulkinder und an die Ortsarmen Wecke verteilt
werden. Jeder Arme, der am Beerdigungstag in sein Haus kommt, soll 10 PF.
erhalten.
Für die Zinsen des Hauptkapitals sollen bei Bedarf neue Altäre, Dachrinnen für
das Gotteshaus, in der Nische am linken Nebeneingang (die alte Kirche war
gemeint) eine Figur des hl. Kilian, an den anderen Nebenaingang ein steinernes
Kreuz angeschaftt und das Kircheninnere getüncht werden.
Seine Dienstboten erhielten ebenfalls Legate. Der hochherzige Stifter hat also
an alles gedacht und wären die Verhältnisse geblieben, wie sie zu seiner
Zeit waren, hätten Oberstreuer Bürger mit ihren Pfarrer alle Zeiten keine Sorgen
mehr.
Aus einem Protokoll vom 4.Februar 1892.
"Gegen die Michel Mock´sche Krankenstiftung bestehen keine Bedenken und wird als
solche in vollen Umfange acceptiert"
Wie die Gemeinde den Einzug ihrer Krankenschwestern festlich gestaltet hat,
wissen wir aus einem Gemeindeprotokoll vom 6.Juni 1892:
"Am 12. Juni ziehen 2 Schwestern aus dem Mutterhaus der Töchter vom hl. Erlöser
zu würzburg behufs Übername der ambulanten Krankenpflege in hiesiger Gemeinde,
nach der Michel Mock´schen Stiftung ein. Dieselben sollen vom Pfarrhaus, Haus
Nr.116 von der hiesigen Schuljugend in Begleitung des hochw. H. Pfarrers,
des Lehrerpersonals und des hiesigen Musikkorps empfangen und zum Stiftungshaus
Nr.32 und von da zu Kirche und wieder zurückgeleitet werden. Und zwar
morgen 8 1/2 Uhr. Der Gemeinderat erteilt dazu seine Genehmigung."
Die Stftungsgelder sind zwar verfallen, aber für alle Zeiten wird in Oberstreu
der große Freund der Armen, der edle Michel Mock unvergessen bleiben.
Seit Jahren ist der Mangel an Nachwuchs in den Klöstern groß. Deswegen sollte im
Jahre 1956 die hiesige Krankenschwesterstation, wie so viele (Mittelstreu,
Hendungen, Frickenhausen), um nur die Nachbarorte zu nennen, aufgehoben werden.
Nach 64 Jahren sollten also die Frauen, deren außerordentlich aufopferndes,
selbstloses und segensreiches Wirken aus Oberstreu nicht wegzudenken ist, das
Dorf verlassen.
Die maßgebenden Männer bemühten sich zunächst erfolglos. Daß sie heute (1978)
trotzdem noch da sind, ist nur dem Umstande zu danken, daß das Anwesen
der Michel Mock´schen Krankenstiftung, soweit das bei einem altem Hause möglich,
in einem tadellosen Zustand ist. Alle Bürgermeister und ihre Räte
wüßten, was sie an den Schwestern hatten und versuchten ihnen ihre Dankbarkeit
dadurch zu zeigen, daß sie dieselben ehrfurchtsvoll behandelten und ihnen ihre
Dankbarkeit dadurch zu zeigen, daß sie dieselben ehrfurchtsvoll behandelten und
ihnen alle Zeit ein angenehmes Heim boten. Dasselbe gilt natürlich für die
Gesamtgemeinde. Das zeigen auch die ständig steigenden Ergebnisse der
Haussammlungen.
Zu unseren 2 Krankenschwestern ist eine 3. gekommen, die von hier aus die 1956
aufgehobene Krankenpflegestation in Mittelstreu betreuen muß. Wir wissen
zwar, daß auch die Aufhebung unserer Krankenpflegestation in absehbarer Zeit in
Aussicht steht, aber gebe Gott, daß unsere Krankenschwestern uns noch recht
lange Zeit erhalten bleiben.
Wegen Nachwuchsmangel sieht sich das Mutterhaus am 22. Juli 1971 gezwungen, die
station aufzugeben. Unsere Krankenschwester Brigitona Schnabel war
verunglückt und aus dem Krankenhaus in das Schwesternheim in Kloster Heidenfeld
gekommen. nachdem dann die Mittelstreuer Krankenschwester Friedina Koch
gestorben war, verließ die letzte Krankenschwester Lacrimosa Banzer am 22.Juli
das Dorf.
Nach einem Gemeindeprotokoll vom 15.September 1892 kauft Michel Mock von der
Gemeinde am Arnsaug die Gemeindegrundstücke Pl-.Nr.9234 und 9235, um einen
Weg (den Stationsweg) und einen Aufgang mit Treppenstufen anlegen zu lassen.
3.Die Pfarrer Ledermann´sche Stiftung
Der Pfarrer Vitus Ledermann, der am 20.11.1784 in oberstreu geboten war, wurde
1810 zum Priester geweiht. Er war u.a. Hofmeister, d.h. Erzieher beim
Freiherren v.Bodeck, Subregens, d.h. stellvertretender Direktor des
Priesterseminars in Würzburg und zuletzt Pfarrer in Karlburg, wo er 1843 starb.
Er stiftete der Armenkasse seiner Heimatgemeinde 3 460 Gulden. Die Zinsen davon
sollten alljährlich als Stipendium für "ein Studentlein aus Oberstreu,
oder wenn keins da war , für den Lehrling mit dem besten Zeugnis des Jahres zu
seiner Weiterbildung verwendet werden".
Das Stiftungskapital war in Aktienpapieren angelegt worden. Ein
Armenpflegeschaftsprotokoll sagt davon (17.Juli 1853):
"Die Aktien für 3 460 Gulden werden, weil wir den Kurs nicht kennen, verkauft".
Sie wurden bei Würzburger und Frankfurter Bankiers angeboten, aber keiner
wollte dafür mehr als 1 200 Jude Frank in Neustadt übernimmt sie schließlich um
1 300 Gulden.
Die Armenpflegschaftsprotokolle melden jedes Jahr, welcher Glückliche, Student
oder Lehrling, die Ausbildungshilfe von 68,59 M erhält, bis auch das
Stiftungskapital seinen Wert verliert.
4.Die Johann Mock´sche Stiftung
Johann Mock, in Oberstreu am 7.April 1816 geboren, als Jubelpriester am 26.März
1899, als Pfarrer in Ebenhausen gestorben, hatte seine Heimatkirche als
Haupterbin eingesetzt. " Zum Zwecke der Erweiterung, Restaurierung und für die
Inneneinrichtung der Kirche" erhielt sie 1 200 M. Die Schwester des
Pfarrers, die 1895 gestorben war, hatte ihrem Heimatgotteshaus schon 2 000 M
hinterlassen.
5.Die Johann Georg Mock´sche Stiftung
Johann Georg Mock, den 15 April 1816 in Oberstreu geboren, als Pfarrer von
Eussenheim 1866 gestorben, vermachte dem Oberstreuer Schulfond 600 M und
60 M der Armenkasse.
6.Georg Dietz
1879 schenkte der Landgerichtsdiener Georg Dietz aus Bamberg, ein geborener
Oberstreuer, der Armenkasse 400 M.