Dorfchronik

Merkwürdigkeiten

1528

Aus der Landesordnung des Fürstbischofs Konrad:
"Vor 12 Uhr mittags und länger als 6 Uhr abends darf keiner im Wirtshaus sitzen. Solche, die eine Familie zu ernähren haben und ihr Geld in der Schenke vertun, werden mit Gefängnis bestraft. (wäre heute noch segensreich!) Karten- und Würfelspiel stehen unter Strafe. Der Wirt ist verpflichtet, Flucher und Gotteslästerer zu melden, die schwer bestraft wurden. Ohne Wissen des Amtes durfte keiner eine Hypothek aufnehmen.
 

1666

In dem Buch "Gau, Amt und Zehnt" von Pfarrer Müller steht folgende Notiz:
"Ist auf dem Simon und Juda in Mellerstadt geschehen, daß zu nacht ein junger Gesell zu Oberstrey sich zu todt getrunken".
Dieser Vorfall ist in der Oberstreuer Sterbematrikel ausführlich beschrieben:
" Den 2.Tag Novembris ist Valtin Ditterich junger Gesell zu Erden bestattigt worden. NB Dieser Valentinus hat den letzten Tag Oktobris im Wirtshaus getrunken, kombt zu ime Hansß Manger aus Mittelstrey, wetten miteinander umb 2 Kopfstück, wo es Valten noch ein Maß Wein möge austrinken, trinkt auß, steckt die 2 Kopfstück in sein Beutel, legt sich im Wirtshaus auf Stroh, andere vermeinten, er schliffe, als sie wöllten hineingehen und ine aufwecken, finden sie, daß er wahrhaftig todt ist und bleibt auch todt. Dessen Seel der barmhertzig Gott gnedig sein wölle. Amen".
 

1674

Schultheiß sein, war eine Ehre, bezahlt wurde nicht viel. Nach einem Gemeindeprotokoll:
" 5 Pfund, 7 Pfennig (etwa 60 und 65 Pf.) dem Schultheißen als Botenlohn mit einem Nachbar ist zu Würzburg gewest von wegen gemeinen Sagen".
 

1690

Das Recht, Lehm in der Gemeindegrube graben zu dürfen, hatte der Ziegler jährlich 100 Ziegel an die Gemeinde zu liefern.
 

1697/98

wurden in den fürstbischöflichen Revieren 41 Wölfe erlegt, die meisten in der Gemarkung von Stangenroth bei Kissingen.
 

1704

Aus der Gemeinderechnung: 2 Pfund 7 Pfennig dem Silberboten zu Wirzburg zum Neuen Jahr. (Der Silberbote hatte die eingegangenen Gelder des Amtes Mellrichstadt nach Würzburg zu bringen).
 

1705

Aus der Gemeinderechnung: 4 fl. 14 Pf. zahlt der hochfürstliche Hofmetzger, der mit 60 Ochsen dahier vor dem Tor eine Nacht ist gelegen für gegebenes Weizenstroh für besagte Ochsen".
 

1709

wurden in Ostheim eine Falschmünzerwerkstatt entdeckt. Einer der Täter, die anderen waren flüchtig, wurde am 23.April in Begleitung des Mellrichstädter Centgrafen, des Centschreibers und der beiden Centschöffen von Oberstreu durch die Mellrichstädter Vierer und dem Landknecht an die Stockheimer Flurgrenze geführt und des Amt Eisenach ausgeliefert.
 

1712

den 15.4. meldet der Oberstreuer Schultheiß, daß in der Gemeindeschenkstatt 2 Metzger aus Mellrichstadt einander "mit Schlägen traktieret, daß das Blut am Kopf heufig hinabgerennet ".
 

1721

war in der Hendunger Kirche eingebrochen worden. 3 Kelche mit Zubehör, 1 Capsel auf das Ciborium, 1 Monstranz, 3 neue Meßgewänder, Alben und Altarbücher wurden gestohlen.
 

1725

"5 Gulden, die der Mönchshofbauer Andreas Libst als Belohnung bekommen, weil er den Maler Namens Wirth aus Münnerstadt holte, das Andreasbild im Gotteshaus zu fassen".
 

1750

2 Pfd., 7 Pfennig, die Wirzburger Werber in Unsleben verzehret, welche Euchar Fuchsens Sohn dahier abholen wollen. Auf Anweisung des Kellers.
 

1756

4 Gulden,2 Pf. (Johann Ebartn als bestellter Tor Examinator (Kontrollör der Tore in der Dorfbefestigung)wegen besorgender Contagion bekommen für seinen Jahreslohn.
 

1782

An Maulwerferprämien (Maulwürfe) 2 fl., 4 Pfd., 15 Pf.
 

1785

4 fl., 5 Pfd. für 205 Maulwerfer zu fangen.
 

1802

Ende der geistlichen Herrschaft, Georg Karl v. Fechenbach letzter Fürstbischof, neuer Herr der Kurfürst v. Bayern.
 

1803

Nach einem Gemeindeprotokoll war der Nahrungsauszug für eine Witwe jährlich: "1 Scheffel, 4 Maß Korn, 5 Maß Weizen, 5 Maß Gerste, 2 Gulden für Eier, 50 Pfd. Schweinefleisch und 9 Maß Butter".
 

1804

3 Burschen erhalten 4 Gulden, 4 Pfd., 15 Pf. zum Milizenzug nach Wirzburg als Reisegeld (zur Musterung)
 

1804

604 Maulwerfer gefangen.

1805

wurden einem Bauern 2 Gulden, 15 Kr. bezahlt "wegen des Salzholens aus der Saline Kissingen".
 

1806

ist nach der Viehzählung Jörg Mock am Tor der "reichste Bauer" mit 4 Stier, 2 Küh und einer Schafhaltung.
 

1814

"vereinahmt die Gemeindekasse 5 Kr. Strafe für nicht gelieferte Sperlingsköpfe".
 

1814

"die Gemeindekasse zahlt aus für 240 Maulwerfer 2 1/² Kr. das Stück".
 

1824

ist "Maulwurfsjäger" schon zum Beruf geworden: "Ein Mann aus Hollstadt übernimmt am 4.4. die Ausrottung der Maulwerfer im Oberstreuer Flur um 8 Gulden jährlich".
 

1834

stellt die Gemeinde für den verschuldeten Johann Baptist Streit eine Kaution von 200 Gulden, stellt ihm das beste Zeugnis aus. Er sei durch seine Equipierung zum Leutnant in diese mißliche Lage geraten.
 

1835

Die Gemeinde bittet das Amt "2 Posaunen zur Verherrlichung des Gottesdienstes anschaffen zu dürfen".
 

1836

wird die Gemeinde aufgefordert, für den "Dessertör" Georg Roßhirt einen "Einstandsmann" (Ersatzmann) zu stellen. Sie antwortet, nach dem Protokoll vom 17.11., daß "keiner willig sei, auch nicht um die 150 Gulden". Erst 1838 hat sich ein Ersatzmann gefunden, der auch die 150 Gulden erhält und mit 20 Gulden Handgeld nach Landau zum Regiment geschickt wird.
 

Ein anderer Oberstreuer Soldat war 1780 in Würzburg dessertiert und hat sich 46 Jahre im "Ausland", im Herzogtum Sachsen-Meiningen aufgehalten und ab und zu seine Verwandten hier heimlich besucht. (Also gab es vor 200 Jahren schon Grenzgänger)
 

1838

"für 418 Hamster je 5 Kr. und für 230 Maulwerfer je 2 1/2 Kr."
 

1839

"wird dem kgl. Landgericht gehorsamst berichtet, daß seit 14 Jahren kein Holz mehr zu privaten Ziehbrunnen gegeben wird, weil nach behördlicher Anordnung nur noch Pumpbrunnen errichtet werden dürfen".
 

1870

"375 Maulwerfer je 2 1/2 Kr."
 

1871

"271 Maulwerfer je 2 1/2 Kr."

1866

wurden die ausgewanderten 3 Brüder Johann Georg, Georg Franz und Balthasar Heuring für tot erklärt. Sie hatten 21 Jahre kein Lebenszeichen mehr gegeben, ebenso Katharina Eckert, die sich auch 21 Jahre nicht gemeldet hatte.
 

1819

Durch eine Zollverordnung wurde die Einfuhr ausländischer Salzes verboten, um das staatliche Salzmonopol nicht zu gefährden. Die Ausfuhr war frei. Aber das Kissinger Salz wollte niemand haben. Das Mellrichstädter Landgericht schrieb an die Regierung, daß das Kissinger Salz um 1/4 schlechter und bis um die Hälfte teurer sei, als das von dem nahen Salzungen i.Th. Bei uns wurde meistens geschmuggeltes Salz aus Salzungen verwendet.
 

In der "Mainpost" vom 3.4.1970 fand ich folgende Notiz:"Durch Funde (in der Keltenfliehburg) auf dem Eyersberg ist die Niederlassung einer menschlichen Gemeinschaft nachgewiesen. Sie wird vom Landesamt für Denkmalpflege in Würzburg auf 4.000 Jahren v.Chr. (Jungsteinzeit) datiert".