Im Herbst dieses Jahres war eine bisher unbekannte Plage über das Frankenland
gekommen. Ungeheuere Heuschreckenschwärme flogen aus Ungarn zu, wo sie
unermeßlichen Schaden angerichtet hatten. Die fürtbischöfliche Regierung traf
Maßnahmen zur Vertilgung der gefräßigen Gäste. Das Militär wurde aufgeboten. Die
Soldaten luden mit Pulver und Sand und schossen so in die dichten Schwärme. Weil
das Ungeziefer tagsüber fraß und nachts schlief, kam der Befehl, in der Nacht
das Lager mit Stroh abzudecken und vor Sonnenaufgang anzuzünden. Aber erst die
letzte Maßnahme war entscheidend: Nicht die Tiere, sondern die Nachkommen wurden
vernichtet. Die Heuschrecken legten ihre Eier in zollgroßen Klumpen zusammen.
Auf Befehl wurden diese gesammelt. Jede Familie hatte eine Metze voll an das Amt
gegen eine Gebühr von 3 Batzen abzuliefern. Unglaubliche Mengen wurden auf diese
Weise vernichtet und das Land vor noch größerem Schaden bewahrt.
In Ochsenfurt z.B. war die gesammelte Eiermasse so groß, daß ein 3 Fuder
fassendes Faß (3 mal 900 l) damit gefüllt werden konnte.
Am 6.Mai dieses Jahres war ein entsetzlicher Hagelschlag, "Schlossen so groß wie ein Spinnrad".
Die Gemeindekasse hat 290 fl., 34 Kr. mehr Ausgaben als Einnahmen.
Die Gemeindekasse hat 47 fl., 4 Kr. mehr Ausgaben als Einnahmen.
Die Gemeindekasse hat 68 fl. mehr Ausgaben als Einnahmen.
Der Kirchenchor braucht für sein Orchester notwendig eine Baßgeige. Weil der
Gemeinderat kein Geld dafür hat, sammeln die musikfreudigen Oberstreuer den
Betrag unter sich.
war eine große Teuerung. Der Malter Weizen kostete 50 Gulden (50 mal rd. 2
M), Korn 32 fl., das Malter Wicken 20 fl., Hafer 12 fl., der 6 Pfund Laib Brot 1
fl., 20 Kr.
Die Teuerung wächst. Die Gemeinde erhält die Auflage, ein Notmagazin im
Mönchshof einzurichten. Weil sie dazu kein Geld hat, erhält sie von "der
allerhöchsten Herrschaft" als Geschenk 45 Gulden und 13 Mltr. 8 Maß Weizen, 20
Mltr. 3 Maß Korn, 9 Mltr. 7 Maß Hafer und vom Gotteshaus Oberstreu 100 Gulden
als Darlehen, 25 Gulden von der Hospitalverwaltung Mellrichstadt und 125 Gulden
aus der Wechterswinkler Stiftung. Von dem Geld werden auf Anweisung des Amtes
118 Mltr. Brotgetreide gekauft. "Es soll zur Verbröderung der Dürftigen
verwendet werden".
Den Hungerjahren 1816/17 ging ein extrem trockenes Jahr voraus. Es folgten
Jahre mit überreichen Niederschlägen und Überschwemmungen. Hungersnot, Epidemien
und ein Massensterben waren die Folge. Das Korn stieg in kurzer Zeit von 4 auf
50 Gulden, das Mltr. Weizen von 8 auf 65 fl. Das Getreide kam aus Rußland. Wie
immer in solchen Zeiten trieben gewissenlose Spekulanten die Preise ins
Uferlose. Über die allergrößte Not halfen die Vorräte im Notmagazin des
Mönchhofs. Erst mit der guten Ernte von 1817 hatte die größte Not ein Ende.
kostete ein Paar Stiere, umgerechnet, 49,25 M
Der Pächter des Gebsattel´schen Gutes, Johann Stark, kann seine Pacht nicht
bezahlen und läßt sich vom Schultheiß bestätigen, daß in den Jahren der Kornsaat
erfror und dazu die Sommerdürre nur eine halbe Ernte einbrachte.
In diesem Jahr ha die Gemeinde 3.175 fl., 18 Kr Schulden. Vom Amt wiederholt
aufgefordert Quellen zur Tilgung zu melden, macht sie diesen Vorschlag: Das
Gemeindebackhaus wird verkauft um 1.546 fl., die restigen 1.628 fl. werden durch
Holzeinschläge, wenn das abgelehnt wird, durch Umlagen aufgebracht.
Gleichzeitig läuft ein Antrag von Pfarrer Erhard für eine größere Reparatur im
Pfarrhaus. Voranschlag: 805 fl. Das Amt bestimmt, daß dazu die 350 fl., die für
den dringenden Schulhausneubau deponiert sind, verwendet werden und der Rest von
455 fl. durch eine Kapitalaufnahme gedeckt werden sollen.
muß die Gemeinde zum Schulhausneubau Grunstücke im Werte von 1.696 fl.
verkaufen.
Die Gemeinde fragt beim Amt an, wie sie die neuen Schulden von 438 fl. decken soll.
wird die Gemeinde zu einer Spende für die Errichtung eines Pfründnerspitals
in Würzburg aufgefordert, "lehnt ab wegen 1.850 fl. Schulden".
Protokoll vom 30.3: "Da durch die beiden Neubauten von Schule und Pfarrhaus
dahier der Wald so bedeutend gelichtet wurde, daß für die Zukunft auf
unvorhergesehene Fälle das Sparsystem eintreten muß, so wurde in der
Gemeinderverwaltung beschlossen künftig für kleine Neubauten kein Holz und für
den Hausbau weniger gegeben wird".
Alle Bauern lehnen den Eintritt in die neu gegründete staatliche
Hagelversicherung ab, weil sie die Prämie nicht zahlen können.
zur Militärmusterung müssen 5 Burschen ihr Reisegeld nach Würzburg bei der
Armenkasse beantragen.
war die Trockenheit so groß - von Februar bis Juni hat es nicht geregnet -
das es gar kein Futter gab. Heu wurde von Ungarn eingeführt, 8 M der Zentner.
Bauern, die sonst 6 - 7 Stück Vieh hielten, hatten Mühe, eine Milchkuh durchzubringen. Es wurden in Massen zu Spottpreisen von 15 Pfennig und weniger das Pfund verkauft. Bahra, Streu und alle Brunnen waren versiecht. In Fässern wurde das Wasser bis nach Ostheim hinauf von den Eyersbergquellen geholt. Gerste und Hafer gingen erst nach einem starken Regen (18.Juli) auf, Korn und Weizen waren größtenteils abgestanden.