Dorfchronik
Der Bruderkrieg von 1866 im Streugrund
1864 hatte Preußen zusammen mit Österreich den Dänen die Herzogtümer
Schleswig-Holstein und Lauenburg abgenommen. Im Streit um die Verwaltung
entstand der Krieg von 1866, der Bruderkrieg zwischen Preußen und Österreich,
zwischen den nord- und den süddeutschen Staaten. Wie es im Streutal damals
zuging, erfahren wir durch einen Bericht aus den Pfarramtsakten von Ostheim des
Oberpfarrers Hohlweg:(ein Auszug)
"Hochsommer 1866. Am 27.Juni reitet ein Trupp mit weißblauen Fähnchen, also
Bayern, ein, ein langer Zug Soldaten kommt den großen Lindenberg herabgezogen.
Ostheim erlebte die erste Einquartierung und erfährt erst jetzt, daß Krieg ist.
Die Truppen zogen den nächsten Tag wieder ab, aber am folgenden Tag treffen 2
Sanitätskompagnien ein. Diese Einquartierung erregte besondere Besorgnis,
befürchtete man doch ernsthaft eine Schlacht in der Nähe. Die Soldaten wurden
freundlich aufgenommen, obwohl es Bayern waren. (Die Ostheimer, als Weimaraner
zählten zu ihren Feinden). 25-30000 zogen mit Kanonen, Pulverwagen usw.durch die
Stadt gegen das nahe Neidhartshausen. Dort wurden sie bei Roßdorf und Zella von
den Preußen geworfen. Der Kanonendonner wurde deutlich gehört. Die geschlagenen
Bayern kamen zurueck und es wurde befürchtet, daß sie von den Preußen verfolgt
würden und das Streutal zum Kampfgebiet werde. Viele machten sich zur Flucht
bereit. In Kellern und Gärten wurden Wertsachen und Wäsche vergraben.
Am 6.Juli war das bay. Hauptquartier hierher verlegt worden, zu welchem Prinz
Karl als Höchstkommandierender, die Prinzen Luitpold, Otto, Ludwig Karl Theodor
und der General von der Tann gehörten.
Am 7.Juli wurde dieses Hauptquartier nach Oberstreu verlegt. Am Abend dieses
Tages traf die Nachricht ein, daß die Preußen in Brückenau eingerückt waren. Die
Truppen zogen gegen Frickenhausen ab.
In Kissingen kam es dann zu einem Hauptgefechte des Krieges".
In den Gemeindeakten war über den 66er Krieg nur dieses Protokoll vom 11.August
zu finden:
"Die Transporte verwundeter preußischer Soldaten betreffend:Aus 20 zuverlässigen Männern ist eine Sicherheitswache aufzustellen, die dafür zu sorgen hat, daß sich keiner den Wagen mit den Verwundeten nähert". Und ein Protokoll vom 18. Oktober sagt, daß in Oberstreu "ein Landesverein zur Pflege verwundeter und kranker Krieger" gegründet wurde.(dieser hatte auf behördliche Anordnung in allen Orten zu sein) Von alten Leuten konnte man erfahren, daß ein Valtin Reß in diesem Krieg ein Bein verloren hat und August Volkmuth als Kriegsgefangener auf der Festung Wesel war.